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Arbeitgeberbewertung: Die nackte Wahrheit

Viele Geschäftsführer und Personaler haben zu Arbeitgeberbewertungsplattformen wie kununu.com ein gespaltenes Verhältnis. Sie sehen die Arbeitgeberbewertung als Fluch und Segen zugleich.

Hier lesen Sie, was Prof. Jörg Knoblauch bezüglich des Thema zu berichten hat. Als Initiator des Netzwerks Personal und mehrfacher Bestsellerautor ist er hierfür ein Experte par excellence.  U.a. stammt das Buch „Das Geheimnis der Champions – Wie exzellente Unternehmen die besten Mitarbeiter finden und binden“ aus seiner Feder.

„Post and Pray“ ist tot

Die goldenen Zeiten, in denen es – nach der Schaltung einer Stellenanzeige in der Tageszeitung oder auf Online-Jobbörsen – darum ging, welche der 200 Bewerbungen auszusortieren sind, sind bei der großen Mehrheit der Unternehmen vorbei. Post and Pray ist tot. Verfügbare Fach- und Führungskräfte sind in Zeiten von Vollbeschäftigung rar. Sie stehen bei der direkten oder indirekten Konkurrenz in Lohn und Brot. Dementsprechend müssen Unternehmen aktiver und kreativer werden, um gewinnbringend Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Business-Plattformen zeigen das Dilemma

Auf Xing, der führenden Business-Plattform in der DACH-Region, wird der Sachverhalt deutlich. Nur ca. 10% der potenziellen Kandidaten kommunizieren offen ihre Suche nach einer neuen Stelle. 30% der Mitglieder signalisieren halb verborgen, dass sie offen für interessante Stellenangebote sind. Das heißt im Umkehrschluss, 60 % der potentiellen Kandidaten sind passive Kandidaten. Sie entwickeln Handlungsenergie erst nach einer gelungenen Ansprache. Einer Ansprache die Lust auf mehr macht.

Nutzenkommunikation das A und O

Soll der Rekrutierungsprozess erfolgreich verlaufen, so sind die ausfindig gemachten Kandidaten auf Augenhöhe anzusprechen. Der Personaler, der kurz und klar erklären kann, warum ein Wechsel aus dem ungekündigten Arbeitsverhältnis von Vorteil ist, verschafft sich einen Vorteil. Noch viel zu häufig wird im (Personal)Marketing das Nutzenversprechen vernachlässig. Doch genau das interessiert die angesprochenen Fach-/Führungskraft. Was ist für mich drin? Warum soll ich das „Abenteuer“ Jobwechsel wagen?

Authentizität, die Bekräftigung Ihrer Botschaft

Jeder Werbeblock im Fernsehen erinnert Sie an berechtigte Skepsis. Die ultraweiße Wäsche, das anlockende Deo, der einfache Ratenkredit, der kinderleichte Vermögensaufbau etc. Authentizität statt „Werbesprech“. Bewerber suchen vorab nach glaubhaften Einblicken bei potentiellen Arbeitgebern. Können diese bei Ihnen gefunden werden? Auf Ihrer Karriereseite? Das wäre gut! In der Realität vermissen jedoch 5 von 10 potentiellen Bewerbern Bewertungen auf Ihrer Karriereseite. Und genau darum haben die Arbeitgeberbewertungsportale wie kununu eine so große Anziehungskraft. Da dort anonyme Bewertungen durch Mitarbeiter, Azubis und Bewerber stattfinden. So bekommen die Bewertungen eine hohe Authentizität. Ähnlich wie die auf booking.com oder hrs.de.

Nutzen Sie daher Ihren erfolgreichsten Rekrutierungskanal. Ihre Mitarbeiter! Ragen Sie durch gezielte Arbeitgeber-Positionierung aus der Masse heraus.

Jeden Tag wird die Welt neu verteilt. Das ist Ihre Chance und Ihr Risiko.

Positionierung = mehr Lebensqualität ∣ mehr Gewinn

Wie bekommen wir nur mehr Bewerber?

Dafür gibt es zwei Ansätze. Sie nehmen viel Geld für Anzeigen, Jobmessen oder Head Hunter in die Hand. Oder Sie werden als attraktiver Arbeitgeber an den richtigen Stellen sichtbar und positionieren sich!

Um potentielle Mitspieler für Ihr Team zu finden, müssen Sie die zu Ihrem Unternehmen passenden Touch-Points selektieren, und zwar mit Blick auf die Positionen (fachlich, regional), die zu besetzen sind. Zusätzlich gilt es anders als die Anderen herüberzukommen, um aus dem Einheitsbrei der Ansprache hervorzustechen. Bleiben Sie dabei jedoch authentisch. Wagen Sie ruhig ein wenig Frechmut. Beschreibungen wie Hidden Champion, Marktführer, Familienunternehmen oder dynamisch, entwickeln bei potentiellen Kandidaten schon länger keine große Handlungsenergie mehr.

Die fünf Kernfragen für mehr Bewerber sind:

  • Was zeichnet Sie als Arbeitgeber aus
  • Wen suchen Sie als Mitarbeiter (AGG beachten!)
  • Wo treffen Sie Ihren potenziellen Mitspieler (real und digital)
  • Was begeistert und motiviert diese Menschen, welche Ziele verfolgen sie
  • Wie schaffen Sie es, diese Menschen zum Handeln zu bringen

Welche Response erhoffen Sie sich beispielsweise, wenn Azubis per Stellenanzeige in der Lokalzeitung gesucht werden? Schüler lesen selten Zeitung. Ihr Smartphone haben die Schüler hingegen ca. 80 x am Tag in der Hand. Auch das monatliche Vereinsheft wird regelmäßig studiert.

Authentisch und bei der Wirklichkeit bleiben

Tolles Betriebsklima, dynamische Marktentwicklung, Marktführer. Solche Begriffe prägen Stellenanzeigen und Karriereseiten. Und sie lassen sich sehr leicht überprüfen. Auf Bewertungsplattformen wie kununu.com oder im bundesanzeiger.de. Was wird der Bewerber denken, wenn er schwarz auf weiß sieht, dass der Umsatz seit drei Jahren rückläufig ist, das Unternehmen rote Zahlen schreibt und Sie gleichzeitig mit einer dynamischen Marktentwicklung werben? Tolles Betriebsklima!?! Glauben Sie das wirklich nach einer Arbeitgeber-Bewertung wie: „Keine Weiterempfehlung. Die eigentlich gute Arbeitsatmosphäre zwischen Kollegen wird durch Intrigen der Abteilungsleitung geprägt. Wer längere Zeit bei der Firma bleiben möchte, sollte besser keine Verbesserungsvorschlägen oder gar Kritik äußern“.

Durchforsten Sie die diversen Online-Kanäle daher vorab und regelmäßig. Denn die fehlende Deckung der Aussagen wirkt sich in jedem Falle nachteilig auf Ihr Image als Arbeitgeber aus.

Jeden Tag wird die Welt neu verteilt. Das ist Ihre Chance und Ihr Risiko.

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